Wir bleiben bei unserem Beispiel. Morgens aufstehen. Schnelles Frühstück. Es ist ja schon alles gepackt also ab ins Auto und eine Stunde auf der Straße verbracht. Vor Ort noch schnell etwas fürs Mittagessen gekauft. In die entsprechenden Hüttenbücher eingetragen (falls wir verloren gehen) und los gehts… fast. Kameras auspacken und Glidecam ausbalancieren. Allein das nimmt ohne Probleme mal 20 min in Anspruch. Dann aber los.
Natürlich ist die erste Brücke an die wir kommen schon wegen Einsturzgefahr gesperrt. Also Schuhe aus und durch das eiskalte Flusswasser gewatet. Nicht schön aber zweckmäßig. Zum Glück haben wir an ein Handtuch gedacht.
Während des Laufens werden immer wieder Landschaftsaufnahmen oder Makroaufnahmen gemacht. Insgesamt wird beinahme ständig von einer bis drei Kameras mitgefilmt. Das Wetter spielt mit. Unsere Kondition nicht so ganz. Ich meine wir sind fit aber nach 30 min Dauertreppe ist auch mal genug. Erstmal Pause. Kameras wieder aufladen soweit möglich.
Dann weiter nach oben. Bis wir zum Wasserfall kommen. Diese Stelle ist kein offizieller Pfad und wir müssen sehr vorsichtig sein. Ein falscher Schritt und du landest im Fluss was einen Abbruch des Drehs zur Folge hätte. Wir tasten uns am Fluss entlang bis wir schließlich an der Oberkante des Wasserfalls stehen. Hier werde ich angeseilt bevor ich spektakulär über den Rand filme. Wie sich später herausstellt sind die dabei entstandenen Aufnahmen praktisch nicht zu gebrauchen, weil Wasser welches durch die Gegend geweht wurde, auf die Linse gekommen ist.
Solche Aufnahmen bergen immer ein gewisses Risiko. Weniger für mich (ich bin ja angeseilt) als für die Kamera. Zwar verwenden wir eine 100% Wasserfeste konstruktion die einen Sturz in den Fluss ohne Probleme überleben würde, aber einen Sturz den Wasserfall hinunter wäre fatal. Und anseilen kann ich die Kamera auch nicht denn das würde die Glidecam aus der Balance bringen. Von daher heißt es Vorsichtig sein und auf keinen Fall loslassen.
Wir überleben den Wasserfall unverletzt und ziehen weiter. Ingesamt brauchen wir 4 Stunden bis zur Hütte. Dort gibt es unser wohlverdientes Mittagessen und während wir unsere Sandwiches genießen fängt es an zu regnen. Der Gipfel auf den wir steigen wollen ist komplett in Wolken gehüllt. Wir warten eine halbe Stunde ab, beschließen aber dann doch hoch zu steigen einfach um alles zu probieren. Wie erwartet kommen wir nass und kalt oben an. Das mit dem Filmen können wir vergessen. Alles ist weiß. Es gibt für uns also keine Aussicht. Die golden hour und der Sonnenuntergang sind für uns unsichtbar. Für das Video hat die Gipfeltour keinen Wert. Zu allem Überfluss schneide ich mir drei Finger an einem Grashalm auf. Ich bin noch verwundert, dass sowas überhaupt möglich ist, als das Blut bereits von meiner Hand tropft. Jetzt kann ich nicht mal mehr eine Kamera halten ohne sie zu versauen.
Leicht frustriert geht es an den Abstieg. Natürlich klären die Wolken auf doch es ist nun zu dunkel um etwas zu sehen oder zu filmen. Mit Kopflampe wandern wir 3 Stunden die Pinnacles hinunter und fahren zurück. Wir sind bereits hundemüde als wir uns etwas Takeaway zum Abendessen gönnen. Dann wird geschlafen denn wir haben es nötig.
Und so oder so ähnlich läuft ein Drehtag ab. Normalerweise ziemlich viel Anstrengung und lange Wanderungen. Mal hat man mehr Glück und kann alles machen, was man geplant hat oder es passiert eben so wie im Beispiel.
P.S.: Meine Finger haben noch fast 2 Stunden weiter geblutet.