Der wohl mit Abstand billigste Weg, sich in Neuseeland fortzubewegen, ist Hitchhiken. Natürlich ist das in gewissem Maße gefährlich, weil man nie weiß, an wen man gerät, aber wenn man es zu zweit macht und darauf achtet, bei wem man so einsteigt, kann man sich nicht nur kosteneffizient sondern auch noch sehr sozial über die Inseln schnorren.
Und um neben den allseits beliebten Schreckensmeldungen auch mal etwas Abwechslung zu haben, schildere ich jetzt einfach mal meine Erfahrung, so die gesamte Westcoast runter zu trampen:
Tag 1 war ein sonniger Montag. Westport bis Greymouth standen auf dem Plan. Unser wundervoll bemaltes und großartig ausgestaltetes Pappschild in der Hand, warten wir 20 min am Ortsausgang auf einen Autofahrer, der genug Mitleid hat, uns aufzusammeln. Ein junges Mädel stoppt für uns und bringt uns etwa die halbe Strecke bis zu den Pancake Rocks ,bei denen wir die Aussicht und unser Mittagessen genießen.
Anschließend positionieren wir uns wieder dekorativ am Straßenrand und werden nach wenigen Minuten von einem Ehepaar (sie aus Singapur, er aus England) aufgesammelt. Wir unterhalten uns während der ganzen Fahrt, und Julia und ich stellen fest, dass wir nicht nur ein unglaubliches Glück haben, von so freundlichen Leuten mitgenommen zu werden, sondern auch noch, dass wir verdammt wenig über die asiatische Kultur wissen oder lernen.
In Greymouth angekommen lässt man uns am Supermarkt raus und wir laufen die restlichen 300m zu unserem Hostel, nachdem wir herzlich verabschiedet worden sind.
Unser Tag 2 beginnt weniger glücklich. Nachdem wir zwei Nächte in Greymouth verbracht haben, scheinen wir hier irgendwie nicht wegzukommen. 1,5h warten wir, bis uns jemand einsammelt, und der kann uns auch nur den halben Weg bringen.
In Hokitika stehen wir uns also noch einmal für über eine Stunde die Beine in den Bauch, während alte Menschen (ja es sind fast immer alte) alleine in ihrem Jeep an uns vorbei fahren.
Als wir bereits frustriert unser Mittagessen zu uns genommen haben und ich Julia gerade dazu überreden will, einfach ihr Oberteil auszuziehen, um zumindest einen Brummifahrer zum Anhalten zu bewegen, kommt ein mir seltsam bekanntes Auto die Straße entlang gefahren. Ich meine, das Ehepaar von vorgestern zu erkennen, doch ich bin mir nicht sicher. Das Auto fährt vorbei und ich starre Julia an. „War das nicht… ich bin mir nicht sicher aber…“ „Nein! Quatsch! Du träumst.“ Exakt 4,2 Sekunden später dreht das Auto in einem spektakulären Manöver um und kommt zurück gefahren. Ich brauche einen Augenblick um zu kapieren, dass es wirklich Kevin und Katrina sind.
Sie haben die letzen zwei Nächte in Hokitika verbracht und sind gerade losgefahren. WAS FÜR EIN GLÜCK KANN MAN DENN BITTE HABEN!? Und jetzt haltet euch fest: Die beiden werden uns den ganzen Weg bis nach Queenstown begleiten. Sie fahren die gleiche Route mit den gleichen Stopps.
Außerdem haben wir ihren Kontakt und ihre Adresse in Singapur, weil das ja auch noch auf meiner Liste steht. Wir wurden und werden von ihnen umsorgt und ganz ehrlich… ich habe bisher in ganz Neuseeland noch keine so freundlichen Menschen getroffen.
Also, wer hat noch mal gesagt, Hitchhiken ist nicht gut?
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