Wenn man so jung ist wie ich und durch die Gegend reist, dann fallen einem früher oder später Dinge auf, über die man sonst nie nachgedacht hat. Hier sind einige davon:

  1. Man macht sich viele Gedanken über unwichtige Dinge. Vor der Abreise habe ich mir noch Sorgen um dies und jenes gemacht. Allein in einem fremden Land? Komme ich klar? Ist mein Englisch gut genug? Aber jetzt, wo ich einmal hier bin, ist eigentlich alles ziemlich einfach. Warum hab ich mich überhaupt gefragt, ob meine Schuhe sauber genug für den Zoll sind? Mein Gepäck kam doch sowieso zu spät.
  2. Es ist wichtig, die Dinge zu genießen, die ich nicht festhalten kann. Ich mache zwar Fotos und Videos, aber das, was ich eigentlich erlebe, lässt sich so nicht einfangen. Das Beste an dieser Reise ist doch, morgens aufzuwachen und noch bevor es hell wird in den Park zu gehen. Dann die Dämmerung mitzuerleben und zu merken, dass man genau hier hingehört. Dass man gerade genau da ist, wo man gerade sein sollte.
  3. Nonverbale Kommunikation ist etwas Tolles. Das ist mir spätestens  klar geworden, als ich mich zum wiederholten Male durch den Check-in in einem Hostel gefuchtelt habe.
  4. Vertraue deinem Instinkt. Ob er dir sagt, dass du diese Reise überhaupt erst beginnen sollst, oder dass es eine gute Idee ist, im Stockdunkeln durch den Dschungel zu laufen. Es ist vielleicht rational nicht nachvollziehbar, aber es bringt immer wieder interessante Erfahrungen.
  5. Der Reiz des Minimalismus. Das fängt beim Rucksack-Packen an und hört bei der Suche nach einer Unterkunft noch lange nicht auf. Es ist möglich und sogar irgendwie toll, monatelang aus einem einzigen Gepäckstück zu leben.
  6. Es gibt zwei Arten von Freundschaften. Die Freundschaften, die man über Jahre lang hat und die man regelmäßig pflegt. Und die Freundschaften, die man nur für zwanzig Minuten seines Lebens sieht und dann nie wieder. Manchmal sind es auch ein paar Tage. Das sind diese Personen, mit denen man sich auf Anhieb gut versteht und mit denen man sich austauscht. Die, die man nur kurz kennt, aber nie vergessen wird.
  7. Die eigene Komfortzone ist nur eine Illusion. Bereits nach den ersten drei Tage stellt man fest, dass es eigentlich gar kein Problem ist, in einem fremden Bett mit fünf anderen Leuten im Zimmer zu schlafen. Man kann dann irgendwie doch mit Toilette überm Hof, ziemlich unordentlich und auch gar nicht so sauber und sogar mit langsamem Internet leben.
  8. „Jetzt oder nie!“ ist eine Lüge. Ich treffe jeden Tag Leute jeden Alters, die das Gleiche machen wie ich. Und dabei ist mir klar geworden, dass es zwar möglich, aber nicht obligatorisch ist, sesshaft zu werden. Ich kann auch im oder nach dem Studium reisen. Ich habe immer noch alle Möglichkeiten. Und wenn wir mal ganz verrückt denken… ich kann sogar hier anfangen zu studieren und/oder auswandern.
  9. Zuhause ist nicht immer der selbe Ort. Zuhause ist mein Bett oder da, wo meine Freunde sind, oder die Stadt, der ich mich zugehörig fühle. Aber was, wenn ich jetzt viele Betten habe? Wenn meine Freunde in mehr als nur einem Land leben? Wenn ich nicht mehr weiß, welche Stadt für mich Heimat ist?
  10. Ich weiß nichts. Es gibt so viele Dinge auf der Welt. So viele Länder, die ich nicht kenne. Konzepte, für die es in der deutschen Sprache nicht einmal die richtigen Worte gibt. Die Welt ist ein Buch. Und wer nicht reist, der kann nur eine einzige Seite davon lesen.
  11. Mit sich alleine sein. Ein acht Stunden Flug, beim Frühstück oder in der Shopping Mall. Meistens bin ich der einzige Mensch im Raum, der meine Sprache spricht. Ich erfahre keine Einflüsse von außen. Keine Freunde, Eltern oder Lehrer, die etwas erwarten. Niemand, der mich in irgendeine Richtung drängt. Nur ich, mein Körper und meine Gedanken. Ich bestimme mich wirklich selbst. Unabhängig. Frei.